Therapeutische Herausforderung

Therapeutische Herausforderung

Die Therapie der Tuberkulose ist eine Herausforderung für den Arzt und den Patienten. Sie beginnt mit einer umfassenden therapeutischen Anamnese in Bezug auf:

Die Möglichkeit bereits bestehender Resistenzen 

Tuberkulose-TherapieFolgende Fragen liefern Hinweise auf eine möglicherweise bestehende Erregerresistenz und sollten beantwortet werden: 

  • Wurde der Patient schon einmal in Bezug auf eine Tuberkulose therapiert?
    Bei negativem Outcome oder Abbruch einer früheren Therapie besteht die Möglichkeit, dass die Tuberkulose ein Rückfall ist, der durch den gleichen Erregerstamm ausgelöst wird. Die Gefahr ist groß, dass dieser gegen einen oder mehrere Wirkstoffe der früheren Therapie resistent ist.
  • Wo liegt der geografische Ursprung der Infektion? 
    Bei Migranten aus bestimmten Ländern wie z. B. Indien, China und Russland besteht ein besonders hohes Risiko für eine resistente Tuberkulose. Auch die Möglichkeit einer Ansteckung während eines Aufenthaltes in einem Hochinzidenzland für resistente Tuberkulose ist zu erwägen. 
  • Ist die Kontaktperson bekannt, bei der sich der Patient angesteckt hat?
    Ist die Ansteckung von einer bestimmten Indexperson ausgegangen, dann ist davon auszugehen, dass der Patient das gleiche Resistenzprofil wie die Kontaktperson hat. 

Die genannten Punkte liefern wertvolle Hinweise auf die Möglichkeit einer bestehenden Resistenz und sind im Falle eines empirischen Therapiestartes wichtig. In jedem Fall sollte jedoch durch Anlage einer bakteriologischen Kultur oder Anwendung molekularbiologischer Methoden ein Resistogramm erstellt werden. 

Die zu erwartenden Therapiebedingungen 

Die Therapie der Tuberkulose erfordert die Disziplin des Patienten in Bezug auf die zuverlässige Einnahme der Medikationen. 

Folgende Aspekte sollten deshalb erörtert werden: 

  • Welchen soziokulturellen und religiösen Hintergrund hat der Patient? 
    Insbesondere bei Migranten aus bestimmten Kulturkreisen können soziokulturelle und religiöse Vorstellungen die Disziplin des Patienten in Bezug auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente beeinflussen. 
  • Wie ist die zu erwartende Compliance des Patienten? 
    Zeigt sich der Patient während der ärztlichen Aufklärung einsichtig? Bestimmte soziale Hintergründe deuten auf eine Unzuverlässigkeit hin, wie z. B. Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit. Wenn die Therapiedisziplin nicht sichergestellt werden kann, sollte die Therapie überwacht werden (Drug Observed Therapy – DOT). 
  • Liegen Begleiterkrankungen vor, die eine besondere Therapiesituation bedingen? 
    Insuffizienzen der Leber, Niere sowie des Hör- und Sehsinnes und bereits bestehende Begleiterkrankungen, insbesondere HIV sowie Erkrankungen der Nerven und der Psyche, beeinflussen die Anwendung bestimmter Tuberkulosemittel. Um unnötige Nebenwirkungen zu vermeiden und die bestmögliche Therapiesicherheit sicherzustellen, sollten die Tuberkulosemittel in der Dosierung sowie der Art und Weise der Anwendung an die Begleiterkrankung angepasst werden. Dies fördert zusätzlich die Compliance des Patienten.